Johann Sebastian Bach (31. März 1685 in Eisenach; † 28. Juli 1750 in Leipzig)

Allgemein


Johann Sebastian Bach entstammt der weitverzweigten lutherischen mitteldeutschen Familie Bach, deren bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgbare väterliche Vorfahren und Verwandte fast alle als Kantoren, Organisten, Stadtpfeifer, Mitglieder von Hofkapellen oder Clavichord/Cembalo- und Lautenbauer im Raum zwischen Werra und Saale tätig waren.[1] Der Stammbaum der Familie Bach lässt sich zurückführen bis zu seinem Ururgroßvater Veit (oder Vitus) Bach, der als evangelischer Glaubensflüchtling Ungarn oder Mähren/Slowakei[2] verließ und sich in Wechmar bei Gotha, der Heimat seiner Vorfahren, als Bäcker niederließ. Er spielte bereits das „Cithrinchen“, ein Zupfinstrument. Sein Sohn Johannes war nicht nur als Bäcker, sondern auch als „Spielmann“ tätig. Die weiteren Nachfahren waren alle Musiker. Von Johann Sebastian Bach selbst stammt eine Chronik über den „Ursprung der musicalisch-Bachischen Familie“ mit Kurzbiographien von 53 Familienmitgliedern aus dem Jahr 1735.

 

Seine Zeit in Leipzig (1723–1750)


Ende Mai 1723 nahm Bach seinen Dienst in Leipzig als Thomaskantor auf; er sollte diese Stelle bis zu seinem Tod 1750 behalten. Als Kantor und Musikdirektor war er für die Musik in den vier Hauptkirchen der Stadt verantwortlich. Dazu zählte die Vorbereitung einer Kantatenaufführung an allen Sonn- und Feiertagen. Außerdem oblag ihm der Musikunterricht in der Thomasschule. Die Internatsschüler waren verpflichtet, als Chorsänger die Gottesdienste mitzugestalten. Sein Deputat als Lateinlehrer, das mit seiner Stelle traditionell verbunden war, übertrug er gegen eine Geldzahlung an Siegmund Friedrich Dresig, den Konrektor der Schule.

Gleich nach seiner Ankunft fing Bach an, die notwendigen Kantaten zu komponieren oder zu überarbeiten. Bei dieser systematischen Arbeit muss Bach in den ersten beiden Jahren im Schnitt ungefähr ein Werk pro Woche geschaffen haben, danach verlangsamte er das Tempo. Insgesamt sind zwei vollständige Jahrgänge überliefert, der Nekrolog berichtet von drei weiteren[3] (siehe Bachkantate). Hinzu kamen Aufträge für Kantaten zu Hochzeiten, Taufen und Begräbnissen.

Für Weihnachten 1723 schrieb Bach die zweite Fassung des Magnificat in Es-Dur mit den weihnachtlichen Einlagesätzen, für den Karfreitag 1724 sein bis dahin umfassendstes Werk, die Johannespassion, für Weihnachten 1724 ein Sanctus. Wohl Anfang 1725 begegnete Bach dem Textdichter Christian Friedrich Henrici alias Picander, der schließlich den Text für die Matthäuspassion lieferte, die 1727 oder 1729 uraufgeführt wurde. Die Aufführungsbedingungen hatten sich in diesen ersten Leipziger Jahren insgesamt verschlechtert. Bach sah sich daher gezwungen, in einer Eingabe an den Rat der Stadt Leipzig vom 23. August 1730 seine Vorstellungen von der vokalen und instrumentalen Ausstattung einer „wohlbestallten Kirchen Music“ zu dokumentieren. Dieser „höchstnöthige Entwurff“ ist heute eine wichtige Quelle für die historische Aufführungspraxis seiner Werke. Bach bemühte sich in dieser Zeit, den Titel eines Hofkompositeurs in Dresden zugesprochen zu bekommen, da er unzufrieden war mit der Bezahlung, den hohen Lebenshaltungskosten und der Leipziger Obrigkeit, von der er sich mehr Förderung wünschte.[4]

Etliche seiner Huldigungskantaten arbeitete Bach kurz nach ihrer Entstehung in geistliche Werke um. Diesem Parodieverfahren ist das Weihnachtsoratorium von 1734/1735 zu verdanken, das Himmelfahrtsoratorium von 1735 und das Osteroratorium. Durch Parodierung geistlicher Kantaten entstanden die sogenannten Lutherischen Messen, ebenso 1733 die zweisätzige Urfassung der h-Moll-Messe. Nach Einreichung dieses Werkes beim kurfürstlichen Hof in Dresden erhielt Bach am 19. November 1736 die ersehnte Nachricht, sich „königlich polnischer und kurfürstlich sächsischer Compositeur bey Dero Hoff-Capelle“ nennen zu dürfen.[5] Der Titel war weder mit Privilegien noch mit Einkünften verbunden, stärkte jedoch seine Position gegenüber den Leipziger Autoritäten.

 

Stationen


– Eisenach (ab 1685)
– Ohrdruf (ab 1695/1696)
– Lüneburg (ab 1700 bis Ostern 1702)
– Weimar (Januar bis Juni 1703)
– Arnstadt (ab August 1703)
– Mühlhausen (ab 1707)
– Weimar (ab 1708)
– Köthen (ab 1717)
– Leipzig (1723 bis 1750)

 

Quellennachweise
*1 Malte Korff: Johann Sebastian Bach. dtv, München 2000, ISBN 3-423-31030-8, S. 7.
*2 Christoph Wolff u. a.: The New Grove Bach Family. W. W. Norton, New York, 1997, ISBN 0-393-01684-6, S. 22.
*3 Der Nekrolog auf Johann Sebastian Bach wurde 1754 von Lorenz Christoph Mizler veröffentlicht in: Musikalische Bibliothek oder Gründliche Nachricht nebst unparteiischem Urteil von musikalischen Schriften und Büchern. Band IV, Teil 1, S. 158–173, Textarchiv – Internet Archive. Als Verfasser waren Carl Philipp Emanuel Bach, Johann Friedrich Agricola und Lorenz Christoph Mizler angegeben. Er findet sich auch in den Bach-Dokumenten III, Nr. 666, S. 80–93.
*4 Erdmannbrief, hier nach Wolfgang Hildesheimer: Der ferne Bach. 2. Auflage. Insel-Verlag, Frankfurt am Main 1985 (Insel-Bücherei 1025/2), S. 47 ff.
*5 Albert Schweitzer: Johann Sebastian Bach, 1908. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1952, S. 121.