Allgemein


Der Begriff Leipziger Messe steht synonym sowohl für das seit 1996 im Norden der Stadt Leipzig im Stadtteil Seehausen befindliche Messe-, Kongress- und Ausstellungsgelände als auch für das 1991 gegründete und auf dem Messegelände ansässige Unternehmen Leipziger Messe GmbH. Von ca. 1895 bis zum Jahr 1991 stand der Begriff Leipziger Messe für die Mustermesse (Kürzel: MM). Die Mustermesse machte Leipzig zum Welthandelsplatz. Das Kürzel MM findet sich bis heute durch zwei übereinandergesetzte M im Logo der Leipziger Messe GmbH und befindet sich auch auf dem Messeturm am Eingang des Messegeländes im Norden Leipzigs.

Die Messestadt Leipzig zählt mit einer 850-jährigen Tradition zu den ältesten Messestandorten der Welt. Warenmessen fanden vor allem in der Innenstadt statt. Mit dem Übergang von der Warenmesse zur Mustermesse ca. 1895 und aus Platzmangel in der Innenstadt eröffnete Anfang des 20. Jahrhunderts die ca. 50ha große Technische Messe, heute auch Alte Messe genannt, im Südosten Leipzigs unweit des Völkerschlachtdenkmals. Die knapp 50ha große Alte Messe wurde 1996 komplett von der doppelt so großen und hochmodernen Neuen Messe im Norden der Stadt ersetzt.[1]

 

Geschichte


– Die Stadt Leipzig lag an der Kreuzung der Handelswege Via Regia (die von Paris nach Nowgorod führte) und der Via Imperii (von Bergen nach Rom).
– Bereits aus dem 12. Jahrhundert gibt es einen schriftlichen Beleg, dass „Jahrmärkte in Lipz stattfanden.“[2]
– Von der Leipziger Messe wird „um 1165“ als Gründungsjahr angegeben.[3]
– In Leipzig hatten sich zwei jährliche Märkte etabliert: zu Jubilate (dritter Sonntag nach Ostern) und Michaelis (29. September).
– Erstmals zu Neujahr 1459 wurde ein dritter Markt abgehalten.
– Im Jahre 1497 bestätigte der römisch-deutsche König Maximilian I. die drei Leipziger Märkte und erhob sie zu Reichsmessen.[4]
– Am 23. Juni 1507 erweiterte Maximilian I. ausdrücklich das Niederlage- und Stapelrecht, verbietet die Errichtung und Abhaltung von Jahrmärkten im Umkreis von 15 Meilen (und trifft damit neben Magdeburg nun auch Erfurt) und erweitert den Schutz für die Besucher der Leipziger Märkte.[5]
– Auf der Grundlage dieses Privilegs entwickelte sich Leipzig durch Anbahnung eigener Handelsverbindungen nach allen Richtungen im Verlaufe der Jahrhunderte kontinuierlich zu einem der bedeutendsten Handelsplätze Europas.
– Ab 1895 wandelten sich auch im Zuge der technischen Entwicklung und dem Autauchen von Produktmustern wandelte sich die Warenmesse zu einer Mustermesse.
– Ab 1920 eröffnete die Technische Messe, heute auch Alte Messe genannt. Im Jahr 1928 gab es 17 Messehallen und weitere kleinere Bauten. In der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre hatte die Leipziger Messe Weltbedeutung.[6]
– Im Jahr 1929 wurde in der Innenstadt das von Alfred Liebig gebaute Messehaus Petershof eröffnet. Hier waren in den Folgejahren die Spielzeughersteller im Frühjahr und Herbst versammelt.
– Nach dem Zweiten Weltkrieg kam auch die Leipziger Messe vorerst zum Erliegen.
– Am 8. Mai 1946 öffnete die erste Leipziger Messe nach dem Krieg, die von den Veranstaltern Friedensmesse genannt wurde, im Ring-Messehaus.
– Die Leipziger Messe wurde auch nach 1945 vom Messeamt für Mustermessen weiterhin veranstaltet und organisiert.
– Ab den 1950er Jahren wurde die Hannovermesse zum größten Konkurrenten.
– Das sogenannte Doppelmänner-Plakat, kam von Margarete und Walter Schultze aus Wittenberg. Es zeigt zwei Messe-Einkäufer in der Form des doppel-M mit Koffern auf dem Weg nach Leipzig. Dieses Plakat wurde dann als Dauerplakat weltweit in 35 Ländern als Werbung für die Leipziger Messe geklebt.
– Im Jahre 1963 wurden zur Herbstmesse zum ersten Mal Goldmedaillen (Messegold) verliehen.
– Ab 1964 war das Leipziger Messemännchen eine populäre Werbefigur und wurde zeitgleich zum Maskottchen der Messe.
-Alljährlich fanden bis 1990 eine Frühjahrsmesse und eine Herbstmesse in Leipzig mit Ausstellern aus Ost und West statt und bot der DDR vor allem bis 1970 die Möglichkeit, ihre technische Leistungsfähigkeit mit dem „Weltniveau“ zu vergleichen.
– Ab den 1960er Jahren pendelten sich die Besucherzahlen um 600000 ein, wobei ca. 90 % der Besucher aus der DDR und 7–8 % aus westlichen Ländern (größtenteils aus der Bundesrepublik Deutschland) kamen.
– Nach dem Ende der DDR und des Kalten Krieges fielen auch die speziellen Bedingungen weg, unter denen die Leipziger Messe ihre besondere Stellung als Ost-West-Plattform entfalten konnte.
– Durch diesen Schritt und die Verlegung der Messe vom alten Messegelände zur am 12. April 1996[7] eröffneten modernen neuen Messe am nördlichen Stadtrand, die nach einem Masterplan des Architekturbüros GMP gebaut wurde, konnte die Leipziger Messe im Wettbewerb mit den Standorten Frankfurt am Main, Düsseldorf, Köln, Berlin, München und Hannover bestehen. Der Bau des neuen Messegeländes in Leipzig war mit Kosten von 1,335 Mrd. DM (rd. 682 Millionen Euro) eines der größten Aufbauprojekte im Osten Deutschlands.[8]
– Seit dem Neustart nach der Wende sind in Leipzig mehr als 30 Fach- und Publikumsmessen entstanden.

 

 

Quellennachweis
*1 Unternehmenschronik: Zeittafel zur Geschichte der Leipziger Messe. Leipziger Messe GmbH, abgerufen am 9. Dezember 2014.
*2 Friedemann Winkler: Der frühe Marktplatz Leipzig. In: Volker Rodekamp (Hrsg.): Leipzig. Stadt der Wa(h)ren Wunder. 500 Jahre Reichsmesseprivileg, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Leipziger Messe Verlag, 1997, S. 14.
*3 Unternehmenschronik: Zeittafel zur Geschichte Leipziger Messe, abgerufen am 15. April 2014.
*4 Manfred Straube: „Wir Maximilian von Gottes Gnaden;…“ Über die Bedeutung des Messeprivilegs Maximilians I. von 1497. In: Volker Rodekamp (Hrsg.): Leipzig. Stadt der Wa(h)ren Wunder. 500 Jahre Reichsmesseprivileg, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Leipziger Messe Verlag, 1997, S. 17.
*5 Klaus Sohl: Auf dem Wege zur Reichmesse – frühe Privilegien für die Leipziger Märkte. In: Volker Rodekamp (Hrsg.): Leipzig. Stadt der Wa(h)ren Wunder. 500 Jahre Reichsmesseprivileg, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Leipziger Messe Verlag, 1997, S. 177.
*6 Karin Kühling: Weltmessemetropole Leipzig, in: Volker Rodekamp (Hrsg.): Leipzig, Stadt der wa(h)ren Wunder: 500 Jahre Reichsmesseprivileg, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Leipziger Messe Verlag, 1997, S. 339.
*7 Berliner Zeitung 13.04.96
*8 Rundfunk Berlin-Brandenburg RBB: Chronik der Wende, Glossar „Leipziger Messe“ (Zugriff am 30. April 2014)