Allgemein


Das Wave-Gotik-Treffen (kurz: WGT) ist ein Musik- und Kulturfestival, das seit 1992 jährlich am Pfingstwochenende in Leipzig stattfindet und von der Chemnitzer Firma „Treffen & Festspielgesellschaft für Mitteldeutschland mbH“ organisiert wird. Mit derzeit (2017) etwa 21.000 Besuchern[1] ist es neben dem in Hildesheim stattfindenden M’era Luna Festival eine der größten Veranstaltungen der Alternativen und Schwarzen Szene.

 

Geschichte


Als Vorgänger des Wave-Gotik-Treffens gilt eine Feier am Belvedere in Potsdam, zu der sich 1988 anlässlich der Walpurgisnacht um die 20 Leute trafen. Letztendlich stießen noch mehrere Anhänger der Schwarzen Szene hinzu, so dass ca. 150 Personen zugegen waren. Der ungestörte Ablauf der Zusammenkunft von Szeneangehörigen und mit der Szene sympathisierenden Menschen wurde jedoch von den Ordnungskräften des damaligen DDR-Regimes unterbunden, denen die Entstehung einer kritischen und schwer kontrollierbaren Subkultur ein Dorn im Auge war. Was noch zu DDR-Zeiten verboten war und bestraft wurde, konnte erst nach der Wende offiziell betrieben werden. Das erste Wave-Gotik-Treffen fand im Jahre 1992 im Eiskeller (heute „Conne Island“) in Leipzig statt. Zu diesem Anlass versammelten sich etwa 2000 Gleichgesinnte.[2]

In den Folgejahren wuchs das WGT immer weiter, sowohl die Besucherzahl als auch die Anzahl auftretender Bands. Dies zog einen Bedarf an zusätzlichen Spielorten, Übernachtungsmöglichkeiten und Discoveranstaltungen nach sich. Zudem wurde das Festival um weitere Attraktionen wie Lesungen und Filmvorführungen ergänzt. Bildete die Bandauswahl der frühen WGTs noch ein kleines typisches Spektrum der sich zur schwarzen Szene in Deutschland zählenden Bands ab, so wurde die Bandauswahl vor allem ab Mitte der 1990er Jahre immer breiter gefächert. Ursache dafür war auch der Einfluss anderer Musikrichtungen auf die Schwarze Szene. Die Auftritte von immer mehr Metal-lastigen Bands wurden von einigen Besuchern als Beginn des Endes des „echten“ Wave-Gotik-Treffens gesehen, da neben den traditionellen Zielgruppen auch viele Metaller angereist waren. Bei der Bewertung der Güte des Festivals unterschieden sich die Besucher nach den eher traditionell geprägten Szenepersonen, die das Eindringen neuer Musikstile auf dem WGT als eine Verwässerung des WGTs ansahen, während die Anhänger dieser neuen Spielarten und offenere Geister die Neuerungen positiv betrachteten und als Beleg dafür ansahen, dass die Schwarze Szene auch musikalisch immer noch lebte und sich weiterentwickelte.
Die Flaniermeile, 2005

Im Jahr 2000 endete das sich stetig vergrößernde, aufwändig gestaltete Festival vorzeitig mit dem Bankrott des Veranstalters. Die genauen Ursachen sind unbekannt, von Missmanagement, massenhafter Kartenfälschung und brancheninternen Intrigen ist die Rede.[3] Während des Festivals kam am Samstagabend das Gerücht auf, dass die Bezahlung der Bands und verpflichteter Organisationen (z. B. Security) nicht mehr gesichert sei. Die Veranstalter tauchten unter, die Security verließ den Posten, der Auftritt von Gruppen wie Phillip Boa and the Voodooclub und And One wurden abgesagt. Securityaufgaben wurden kurzerhand von Besuchern selber organisiert und viele Bands beschlossen, auch ohne Gage zu spielen und traten in der Agra-Halle auf. Es gab keine Unruhen oder Ausschreitungen, sondern das Festival wurde trotzdem für die Beteiligten ein Ereignis der besonderen Art, glaubten doch die meisten, dass dieses das letzte WGT in Leipzig sein würde.

Seit 2001 findet das Wave-Gotik-Treffen unter neuer Federführung und in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Leipzig statt. Seitdem gehört es auch offiziell zum Kulturprogramm der Stadt, wodurch es unter anderem in Touristenführern Erwähnung findet. Verschiedene Leipziger Museen, darunter das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig[4], die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“[5] und das Naturkundemuseum Leipzig[6], haben in den vergangenen Jahren Ausstellungen und Veranstaltungen zum Wave-Gotik-Treffen angeboten.

 

Links


Wave-Gotik-Treffen offizielle Website: wave-gotik-treffen.de.

 

 

Quellennachweise
*1 Wave Gotik Treffen 2017 in Leipzig. lvz.de. 11. Mai 2016. Abgerufen am 13. Mai 2016.
*2 Shan Dark: Das 1. WGT 1992: eine große Gothic-Klassenfahrt. 11. Mai 2011, abgerufen am 7. Oktober 2017 (Bericht über das 1. WGT 1992).
*3 9. Wave-Gotik-Treffen Pfingsten 2000 in Leipzig. 15. Juni 2010. Abgerufen am 7. Oktober 2017.
*4 Leipzig in Black. Sonderausstellung im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig zum 23. WGT. Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, abgerufen am 7. Oktober 2017.
*5 Kinder der Nacht – unangepasst und überwacht. Sonderausstellung in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ zum 22. WGT. Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, abgerufen am 18. Dezember 2017.
*6 Aus dem Schattenreich der Natur. Veranstaltung am Naturkundemuseum Leipzig zum 26. WGT. Schemenkabinett, abgerufen am 18. Dezember 2017.